10 – 13 April 2025
Messegelände Köln

30. Mai 2023

Inklusion in Fitnessstudios

(c) Shutterstock

Über die Hälfte der Menschen mit einer Behinderung treiben laut Deutschem Behindertensportverband keinen Sport. Kein Wunder, denn nur in sieben Prozent der Sportvereine in Deutschland gibt es Angebote für Menschen mit Behinderungen. Das hat der aktuelle Sportentwicklungsbericht des Bundesinstituts für Sportwissenschaft ergeben. Hier besteht Handlungsbedarf. Auch Fitnessstudios können einiges für mehr Inklusion tun. Welche kleinen oder großen Maßnahmen sinnvoll sind, hängt vom Einzelfall ab. Wir haben deshalb als Anregung sechs Ansätze mit allgemeinen möglichen Maßnahmen zusammengestellt. 

Was bedeutet Inklusion?

Inklusion (lat. includere – einschließen) bedeutet, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass eine offene und vielfältige Gesellschaft gemeinsam funktionieren kann, ohne bestimmte Gruppen auszuschließen. Alle Menschen sollen teilnehmen können. Ziel von Inklusion im Sport kann es deshalb nicht sein, nur einen bestimmten Studiotyp „inklusives Fitnessstudio“ zusätzlich zu schaffen, sondern vielmehr auch die bestehenden Studios so zu gestalten, dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam trainieren können. Jedes engagierte Studio kann etwas dafür tun, Barrieren abzubauen und den Zugang zu den einzelnen Angeboten zu erleichtern.

Sechs Ansätze euer Fitnessstudio inklusiver zu gestalten

Natürlich gibt es großartige (und teure) Möglichkeiten, um Barrieren zu reduzieren. Doch wenn die finanziellen Mittel dafür fehlen, können oft auch kleine Maßnahmen einen Unterschied für den oder die Einzelne machen. Wir nennen deshalb Beispiele sowohl für umfassende als auch für kleinere Maßnahmen – in Punkt 6 findest du außerdem Links zu möglichen Förderangeboten.

1.  Barrieren am Gebäude abbauen

Wenn möglich, sollten schon vor dem Gebäude barrierearme Parkplätze nah am Eingang ausgewiesen werden. Damit der Zugang für alle möglich ist, hilft je nach baulicher Situation der Einbau von Rampen, Handläufen, Haltegriffen oder Aufzügen. Türen sollten für Rollstühle breit genug sein. Bodenleitsysteme im Studio reduzieren Barrieren zwischen den Geräten. Auch barrierefreie Toiletten sind eine weitere wichtige Maßnahme.

Bereits kleine Veränderungen – wie die Höhe des Spiegels in der Umkleide oder auch des Schlosses für den Spind spielen eine Rolle. Feste Zeiten, zu denen Musik und grelle Lichter reduziert werden, können Menschen helfen, die sensibel darauf reagieren.

2.  Inklusive Kurse anbieten

Spezielle Kurse und Programme, die auf die Bedürfnisse von mehreren Zielgruppen abgestimmt sind, sind nichts Neues für Fitnessstudios. Wichtig ist hier, dass die Kursleitung auch für bestimmte Behinderungen geschult ist und entsprechend kompetent auf den Kunden eingehen kann. Zum Beispiel können Yoga-Kurse angeboten werden, an denen auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen teilnehmen können.

3.  Inklusive Sportgeräte verwenden

Anbieter wie die Marke Cybex von Life Fitness führen Fitnessgeräte, die sowohl von Menschen mit als auch ohne bestimmte Beeinträchtigung bedient werden können. So wird gemeinsames Training ermöglicht. Weil die Menschen vielfältig sind, kann dennoch nicht immer alles von jedem genutzt werden. Hier sind die Mitarbeitenden gefragt, einen passenden Trainingsplan aufzustellen.

Kennzeichnungen an den Geräten können zusätzlich helfen. Denn oft fangen die Barrieren bereits mit der Kommunikation an. Brailleschrift oder Audiodaten, aber auch eine große Schrift mit klar erkennbaren Kontrasten, bildliche Erklärungen und eine einfache Sprache übermitteln Informationen für jedermann und schließen jegliche Zielgruppen ein. Schon eine Klingel, mit der Mitarbeitende zur Unterstützung gerufen werden, verbessert die Kommunikation.

Tipp: Das Zwei-Sinne-Prinzip hilft Kommunikationsbarrieren wirksam zu reduzieren. Es besagt, dass bei möglichen Zugangshürden stets zwei der drei Sinne „Sehen, Hören und Tasten“ abgedeckt sein müssen. So kann beispielsweise ein Schild mit Öffnungszeiten am Eingang nicht nur visuell („Sehen“), sondern auch in Brailleschrift („Tasten“) angebracht werden.

4. Das Team sensibilisieren

Grundsätzlich müssen Mitarbeitende eines Fitnessstudios immer in der Lage sein, Menschen mit verschiedenen körperlichen Fähigkeiten zu unterstützen. Nur so können sie unterschiedliche Zielgruppen beraten, etwa Personen in jedem Alter, mit verschiedenem Trainingsstand und unterschiedlichen körperlichen Gegebenheiten. Eine bestimmte zusätzliche Qualifikation für Menschen mit Behinderungen für das gesamte Team ist daher grundsätzlich nicht unbedingt notwendig.

Zu diesem Schluss kommt auch eine aktuelle Studie der Landesregierung NRW zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen im Fitnessstudio. Jedoch wird auch dort darauf hingewiesen, dass Sensibilisierung wichtig ist, um Hemmschwellen und Unsicherheiten abzubauen.

Schulungen und Fortbildungen können enorm dabei helfen, das Bewusstsein und das Verständnis zu erhöhen, um besser auf die Bedürfnisse aller Kunden eingehen zu können. Nicht zuletzt spielen bereits die herzliche Begrüßung am Eingang, die Bereitschaft zuzuhören und offen, aufmerksam sowie hilfsbereit zu sein, eine Rolle.

5. Feedback von Kundschaft und Team einholen

Mit Umfragen unter den Kunden findest du heraus, was sich diese wünschen und was verbessert werden kann. Durch regelmäßiges Feedback – beispielsweise auch durch eine Feedback-Box – lässt sich sicherstellen, dass das Studio die Bedürfnisse seiner Kundschaft erfüllt und sich diese wohl und sicher fühlt.

Gemeinsam mit dem Team kannst du Ideen sammeln, was ihr für mehr Inklusion im Studio tun könnt. Schließlich kennen die Mitarbeitenden die Gegebenheiten vor Ort am besten. Noch dazu trägt es zur Sensibilisierung bei, wenn alle gemeinsam überlegen, wie sich das Studio zu einem Ort entwickeln lässt, der für alle zugänglich ist.

6. Beratung und finanzielle Förderungen nutzen

Vor allem wenn im Studio bisher noch wenige Kunden mit Behinderungen trainieren, hilft zusätzlich zum Feedback der aktuellen Kundschaft eine professionelle Beratung zum Abbau von Barrieren. Ideal ist es, dafür Kontakt zu Vereinen und Verbänden in der Nähe aufzubauen, sich mit Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen auszutauschen und deren Bedürfnisse kennenzulernen.

Mehr Informationen und finanzielle Fördermöglichkeiten zur Umsetzung der Maßnahmen findest du beispielsweise bei der Förderaktion #1BarriereWeniger der Aktion Mensch. Weitere – auch regionale – Fördermöglichkeiten für mehr Inklusion sind auf der Webseite des Deutschen Olympischen Sportbundes zusammengestellt.

Quellen

Deutscher Behindertensportverband – Aktuelle Nachrichten: DBS | DBS | „Wir brauchen mehr als sieben Prozent!“ (dbs-npc.de)

Deutscher Behindertensportverband – Handbuch Behindertensport: Teilhabe VEREINfacht | So gelingt der Sport für Alle (dbs-media.de)

Landesregierung NRW – Studie zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Fitnessstudios: Studie zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Fitnessstudios | Sportland.NRW

Bundesinstitut für Sportwissenschaft – Sportentwicklungsbericht: www.bisp.de/DE/Home/Shiny_Projects